Ins Spiel kommen mit Yin & Yang

Gibt es so etwas wie die »Mutter aller Schwünge«, auf der alle anderen Schwungformen im Golf aufbauen? Die schlechte Nachricht lautet: Gibt es nicht. Die gute Nachricht aber ist: Es gibt zwei Grundschläge, aus denen sich alle anderen Formen ableiten lassen.

Aus meiner Sicht muss der Golfeinsteiger zwei Schlagarten erlernen, die ich Yin- und Yang-Schwung nenne. Für alle langen Schläge einen Yang-Schwung (Driven, volle Eisenschläge, Pitchen und Bunkerschläge) und für die Mehrheit der kurzen Schläge (Putten und Chippen) einen Yin-Schwung. Nur mit einer Balance dieser beiden Grundschläge erreichen wir unser volles Potenzial.

In Ihrem Golferleben werden Sie viele Spieler kennen lernen, die Sie beeindrucken, weil sie einen Aspekt des Spiels besonders gut beherrschen, zum Beispiel den Spieler mit den tollen Drives, den mit den präzisen kurzen Eisen oder den mit dem phänomenalen kurzen Spiel.

Treffen Sie aber einen wirklich guten Spieler, wird Ihnen möglicherweise kein Aspekt besonders auffallen, da bei ihm oder ihr alle Spielbereiche gut ausgeprägt sind. Natürlich haben (oder hatten) auch diese Spieler ihre Stärken und Schwächen. Doch sie haben erkannt, dass sie nur dann sehr gut werden können, wenn sie sich ihren Schwächen stellen.

Deshalb ist meine Empfehlung: Erlernen Sie nicht nur den Teil des Spiels, der Ihnen ohnehin liegt, sondern investieren Sie viel Zeit in jene Spielbereiche, die Ihnen Probleme bereiten. Halten Sie also Yin und Yang in einer gesunden Balance.

Die Grundlage dieser Balance ist ein guter Golfgriff. Ich kann nicht deutlich genug darauf hinweisen, wie wichtig es ist, einen korrekten Griff zu erlernen. Immer noch ist die Mehrzahl der Golfer sich der Auswirkung ihres oft ungenügenden Griffs nicht bewusst.

Ein schlechter Griff kann die Ursache sein für:

  • ständig wiederkehrende Richtungsprobleme
  • verkürzte Distanzschläge
  • Gefühllosigkeit im kurzen Spiel
  • nicht mittiges Treffen
  • Rhythmusprobleme
Es lohnt sich also, beim Greifen des Schlägers konzentriert zu sein. Und haben Sie den Griff einmal richtig erlernt, wird sich jede Abweichung davon unnatürlich für Sie anfühlen.

Im Folgenden beschreibe ich den Griff für einen Rechtshänder (Linkshänder müssen die Angaben rechte und linke Hand einfach umdenken).
Bild (a): Liegt die linke Hand richtig am Schläger, ist die rechte Hand einfach zu positionieren. Legen Sie die linke Hand, wie in der Abbildung dargestellt, von oben auf den Schläger. Dabei entsteht ein Winkel zwischen Handrücken und Unterarm. Die Lücke zwischen Daumen und dem Rest der Hand sollte zum rechten Schlüsselbein zeigen. Betrachtet man die linke Hand von oben, so sollte man, ohne den Schläger oder Kopf zu verschieben, die Knöchel des Zeige- und Mittelfingers sehen.

Bild (b): Von der Seite gesehen läuft der Griff leicht schräg durch die linke Hand. Hinten liegt der Griff unter dem Kleinfingerballen, vorne auf dem ersten Glied des Zeigefingers. Wenn Sie die Hand schließen, sollten Sie das Gefühl haben, den Schläger mehr mit den Fingern als in der Hand zu halten.
Eine gute Routine zum Greifen der linken Hand funktioniert wie folgt: Stehen Sie aufrecht und greifen Sie den Schläger links neben Ihrem Körper, so liegt der Griff meist richtig in der Hand. In dieser Position fühlt sich die Handstellung sehr natürlich und unverkrampft an. Liegt die linke Hand gut auf dem Griff, führen Sie den Schläger vor den Körper und bringen die rechte Hand wie unten beschrieben an den Schläger. Einige Professionals, wie auch der große Jack Nicklaus, nutzen diese Übung als Teil ihrer Schlagroutine.
Bild (c): Liegt die linke Hand in einer guten Position am Griff, so ist es einfach, die rechte Hand zu platzieren. Heben Sie den Schläger mit dem guten Griff der linken Hand vor ihrem Körper in die Höhe.

Nun legen Sie den kleinen Finger der rechten Hand in die Spalte zwischen Zeige- und Mittelfinger der linken Hand. Der Ring-, Mittel- und Zeigefinger der rechten Hand liegen vollständig um den Griff. Der Daumen der rechten Hand liegt, wie unten dargestellt, von oben auf dem Griff und verdeckt dabei vollständig den linken Daumen.
Wie Sie sehen ist es nicht ganz leicht, den richtigen Griff zu beschreiben. Deshalb empfehle ich Ihnen: Lassen Sie sich die richtige Griffhaltung von Ihrem Golflehrer zeigen und erklären. Wichtig ist auch, die Griffdicke der Golfschläger passend zu Ihrer Handgröße zu wählen. Stimt die Griffdicke nicht, werden Sie immer Probleme mit Ihrem Griff und den daraus resultierenden Fehlern haben.

Kommen wir nun zu Yin und Yang!

Der Yin-Schwung

Wie zuvor schon beschrieben, deckt der Yin-Schwung das Putten und das Chippen ab. Für den Einstieg in Ihr Golferleben empfehle ich Ihnen den Griff (siehe oben), mit einer kleinen Abweichung zu halten. Der Kleinfingerballen der linken Hand liegt nun links neben dem Griff, sodass der Griff jetzt steiler durch die Hand läuft. Der Griff ist jetzt mehr in der linken Handfläche und nicht so sehr in den Fingern.

Durch diese Griffveränderung stabilisiert sich das linke Handgelenk und hilft somit, die Yin-Schläge gleichmäßig zu dosieren.

Die Körperhaltung ist bei den Yin-Schlägen etwas freier, individueller als bei den Yang-Schlägen. Das fällt speziell beim Putten auf. Mache Spieler verrenken sich ganz schön heftig, um einen Ball einzulochen.

Bild (d): Ich empfehle Ihnen folgende Haltung für die Yin-Schläge. Stellen Sie sich von der Standbreite bequem hin. Suchen und testen Sie, was sich wirklich gut für Sie anfühlt. Bei den meisten Spielern ist die bequemste Position etwas weniger als Schulterbreite.

Aus dieser Position erzeugen Sie etwas Kniewinkel, indem Ihre Knie in dergleichen Position wie beim aufrechten Stand bleiben und Sie sich mit dem Becken in Richtung Hinsetzen bewegen. Der Kniewinkel ist nur so groß, dass man ihn bei einer langen, lockeren Stoffhose gerade erkennen kann.

Nun lassen Sie Ihre Arme locker hängen, und Sie bewegen sich mit einem »natürlich« geraden Rücken so weit nach vorne, dass Ihre Hände etwas vor den Beinen sind. In dieser Höhe greifen sie Ihren Golfschläger.

Da Ihre rechte Hand tiefer als die linke Hand greift, sollte sich Ihre rechte Schulter auch in einer etwas tieferen Position als Ihre linke Schulter befinden. Greifen Sie bei Ihrem Putterjetzt schon am Stahlschaft, so ist der Schläger zu lang und Sie sollten ihn abschneiden lassen.

Sind Sie nun in der beschriebenen Position, vergessen Sie nicht zu atmen, und bleiben Sie entspannt.

Bild (e): Die Ball-Ansprache - auch Setup genannt - ist schwieriger zu beschreiben als die Schlagausführung. Die Bewegung ist gut mit einer Pendelbewegung zu vergleichen. Stellen Sie sich dabei vor, sie wären eine alte Standuhr, die ein langes Pendel hat.

Die Standuhr steht stabil und ruhig auf dem Boden. Ihr unterer Teil (= Ihr Unterkörper) bewegt sich nicht. Die Bewegung erfolgt nur im oberen Teil der Uhr (= Ihr Oberkörper/Ihre Schultern). Von hier schwingt das Pendel (= Ihre Arme und Ihr Schläger) gleichmäßig zurück und durch. Der Rhythmus des Pendels bleibt bei allen Schlägen gleich.

Bild (f) und (g): Um verschiedene Distanzen anzuspielen, müssen Sie nur lernen, die jeweils passende Pendelgröße zu produzieren. Viele Anfänger holen immer weit aus und müssen dann im Schwung zum Ball stark abbremsen, um nicht zu weit zu schlagen. Daraus resultiert meist ein gefühlloses Dosieren und ein unpräzises Treffen des Balles. Achten Sie von Anfang an auf eine gleichmäßig große Aushol- und Durchschwungbewegung. Denn: Im kurzen Spiel ist die Dosierung der entscheidende Faktor für Ihren Erfolg!
Die Ballposition unterscheidet sich beim Putten und Chippen etwas. Wie in den Bildern dargestellt, liegt der Ball beim Chip meist etwas mehr zum rechten Fuß. Beim Putt liegt der Ball dagegen etwas mehr zum linken Fuß, und die Augen sind beim Setup am Besten direkt über dem Ball.
Die Ballposition unterscheidet sich beim Putten und Chippen etwas. Wie in den Bildern dargestellt, liegt der Ball beim Chip meist etwas mehr zum rechten Fuß. Beim Putt liegt der Ball dagegen etwas mehr zum linken Fuß, und die Augen sind beim Setup am Besten direkt über dem Ball.

Der Yang-Schlag

Die Griffhaltung im Yang-Schlag gleicht dem eingangs beschriebenen Griff. Die Setup-Haltung ähnelt dem Yin-Schlag, nur sind beim Yang-Schlag die Körperwinkel etwas stärker betont (siehe Bild H, nächste Seite).

Der Hauptunterschied liegt in einem breiteren Stand, der es ermöglicht, die Balance bei der verstärkten Gewichtsverlagerung halten zu können. Die Ballposition können Sie bei den Eisenschlägern immer ein bis zwei Ballbreiten links Ihrer Standmitte platzieren. Bei den Hölzern liegt der Ball etwa auf Höhe der Innenseite Ihres linken Fußes. Der Abstand zum Ball wird durch den Schläger bestimmt. Wenn Ihr Golfschläger mit der ganzen Sohle auf dem Boden steht und Sie Ihre Haltung eingenommen haben, ist dies der Idealabstand zum Ball.

Die Bewegung des Yang-Schwunges ist etwas komplexer als die Bewegung des Yin-Schwunges. Der gesamte Schwung ist größer, und es finden mehr Teilbewegungen statt. Im Folgenden beschreibe ich Ihnen eine Übung, mit der Sie alle Einzelbewegungen zu einer Gesamtbewegung zusammenfügen können.

Nehmen Sie ein Eisen 7 bis 9, stecken Sie ein Tee an der Stelle in den Boden, an der sonst Ihr Ball liegt, und führen Sie die folgenden Bewegungen nacheinander aus. Ziel ist es, mit dieser Übung mehrfach das Tee aus dem Boden zu schlagen. Sind Sie dabei erfolgreich, legen Sie einen Ball auf das Tee und versuchen, diesen mit den gleichen Teilbewegungen zu schlagen.
Ich hoffe, ich kann Ihr Spiel mit meinen Ideen bereichern und Ihnen helfen, Ying und Yang erfolgreich zu verbinden. Über Ihre Erfahrungen können Sie auch gern berichten und einen persönlichen Kommentar abgeben. Darüber würde ich mich sehr freuen. Wenn Sie fragen zu Themen haben schicken Sie mir bitte eine E-Mail.

Kommentare:

Kommentar von Heribert | 13.04.2011

Hallo Mark

Danke für deine ausführlichen Publikationen! Super Hilfe für Anfänger.

Eine Frage

Im Abschnitt

Übung YIN Schwung steht: ....und führen sie die folgenden Bewegungen aus. Ziel ist es...

Welche folgenden Bewegungen?

Danke für deine Bemühungen und das Golfspiel zu erleichtern.

heribert